Nach unserem Besuch in Berlin waren Herr Wallygusto und ich mal wieder schwer genervt von der kulinarischen Landschaft in München: Zu wenig, zu spießig, zu gewollt. Nach unserem Besuch im Ambar Bistro in Giesing haben wir unsere Meinung dann aber wieder schnell geändert. Man muss einfach immer die Augen offen halten, um diese kleinen, aber feinen gastronomischen Perlen in unserer hassgeliebten Millionenstadt zu entdecken.
Drinnen
Die Einrichtung des Ambar Bistro ist hell und freundlich. Die Bar ist weiß gefliest, an den Wänden hängen geschmackvolle Schwarzweiß-Fotos und moderne Kunstdrucke. Die kleinen Bistrotischen bieten Platz für insgesamt 30 hungrige Gäste. Da das Wetter bei unserem Besuch sommerlich-warm ist, nehmen wir an einem der kleinen Tische im Freien Platz. Während wir die letzten Sonnenstrahlen genießen, beobachten wir die vielen vorbeilaufenden Menschen und den Irrsinn des Straßenverkehrs. Fast ein bisschen wie in Italien.
Das Publikum ist bunt gemischt – vom Englisch sprechenden Touristen (?) bis hin zum Rentner mit Giesinger Stoffbeutel ist alles vertreten. Unter der Woche ist das Ambar Bistro übrigens immer sehr, sehr gut besucht, ohne Reservierung geht hier dann gar nichts. Freitag und Samstag kann man aber vor 22 Uhr ohne Probleme einfach so auf einen Happen vorbeischauen.
Speisekarte
Die Website des Ambar Bistro verspricht uns schon im Vorfeld großartige Biere und neapolitanische Küche – und das im Herzen von Giesing. Die übersichtliche Abendkarte bietet eine kleine, aber feine Auswahl neapolitanischer Gerichte: Antipasti (auf Wunsch auch vegetarisch und vegan) und italienische Fleischbällchen, die sogenannten Polpette, gibt es immer, der Rest ist Tagesform.
Weit umfangreicher ist da schon die Getränkekarte, deren große Auswahl an Craft Beer uns erst einmal ordentlich ins Rotieren bringt. Zwar kennen wir schon einige Biere, aber natürlich wollen wir unbedingt was völlig Neues ausprobieren. Wir verlassen uns also auf den Sachverstand unseres Gastgebers und lassen uns zum Einstand gleich mal zwei Porter aus Bayern empfehlen.
Geschmack
Zugegeben kam die neapolitanische Küche bei unseren Besuchen in Neapel immer zu kurz. Da hier angeblich die Pizza erfunden wurde, haben wir uns bisher ausschließlich darauf konzentriert. Kein Wunder also, dass die köstlichen Zeppole für uns bis jetzt gänzlich unbekannt waren. Neben den frittierten Teigbällchen finden sich noch knusprige Kroketten mit Mozzarella und frittierte Polenta auf dem Teller. Zu den Fritto Misto wird Basilikum in Olivenöl gereicht. Das würzige Kraut setzt dabei einen frischen Kontrast zu den ausgebackenen Häppchen. Die gemischten Antipasti bestehen aus Zucchinigemüse, Karotten, gegrillten Paprika, getrockneten Tomaten und roter Bete. Begleitet wird die bunte Pracht von grünen, sehr aromatischen Oliven, einem Schälchen Hummus und einer Kugel cremigen Büffelmozzarella. Das letzte Mal durften wir so eine gute Vorspeise tatsächlich in Süditalien, in der Nähe von Tropea, genießen.
Klar, dass unsere Erwartungen an die Pasta sehr hoch sind! Und wir werden nicht enttäuscht: Die hausgemachten Tagliolini alla Nerano mit Zucchini sind ein Gedicht! Die Portion ist zudem recht groß, so dass wir froh sind, uns fürs Teilen entschlossen zu haben. Da für Nachtisch jetzt leider kein Platz mehr ist, begnügen wir uns mit einem vorzüglichen Espresso.
Zur Rechnung wird uns ein Gläschen – ebenfalls hausgemachter – Lemoncello angeboten. Wir nehmen (natürlich) dankend an und werden mit dem intensiven Aroma reifer Zitronen belohnt. Meine Schwieger-Oma – Gott hab sie selig – hätte an diesem „Fruchtsaftgetränk“ ihre wahre Freude gehabt. Dieser Likör hat wirklich wenig mit dem Zeug zu tun, das man für gewöhnlich im Supermarkt zu kaufen bekommt: Von Spüli-Geschmack keine Spur! Was soll ich sagen? Einfach umwerfend gut!
Service
Schon zu Beginn werden wir mit einem herzlichen „Ragazzi“ begrüßt. Ich liebe diesen Ausdruck ja heiß und innig, erinnert er mich doch an unzählige Italienischkurse und lustige Erlebnisse in Italien. Der erste Eindruck bestätigt sich im Laufe des Abends, denn unser Gastgeber ist ein unglaublich sympathischer, gut gelaunter & witziger Kerl. Noch dazu ist er ein Bierexperte erster Güte, der immer gerne mit Rat und Tat bei der Bierauswahl zur Seite steht.
Preise
Ein Abend im Ambar Bistro ist kein ganz billiges Vergnügen – Preis-Leistung passen unserer Meinung aber trotzdem! Außerdem muss man speziell für Craft Beer immer und überall tiefer in die Tasche greifen als für das Münchner Standardbier.
Fazit
Ragazzi, wenn Ihr mal neapolitanische Küche & Craftbeer genießen wollt, sei Euch ein Besuch im Ambar Bistro empfohlen! Wir waren das erste (aber garantiert nicht das letzte) Mal dort und sind immer noch am Schwärmen über das köstliche Essen & die tollen Biere!
Adresse: Tegernseer Landstr. 25, 81541 München