Nächste Station unseres Roadtrips durch Englands Vielfalt ist der Peak District, der erste Nationalpark Großbritanniens. Hier wollen wir für eine knappe Woche unser Zelt aufschlagen und nach Lust und Laune Wandern, Pubs besuchen und Schafe zählen. Da das Wetter während unseres Aufenthaltes alles andere als „very british“ ist, haben wir mehr als eine Möglichkeit dazu. Zwar sind wir bestens ausgerüstet, aber wir sind nicht traurig, dass es während unseres Aufenthaltes im Peak District keinen einzigen Tag regnet. Bei strahlendem Sonnenschein und hochsommerlichen Temperaturen können wir die Regenklamotten im Rucksack lassen.

Peak District – „The Backbone of England”
Das Gebiet des Peak Districts wurde 1951 zum Nationalpark erlärt. Er ist eines der beliebtesten Wander- und Kletterreviere des Landes und zieht jedes Jahr Millionen Besucher an. Die Landschaft ist geprägt von sanften Hügeln, Mooren, Kalksteintälern und weitläufigen Heideflächen. Bekannte Regionen sind der Dark Peak mit rauen Moorlandschaften und der White Peak mit hellen Kalksteinfelsen. Im Gebiet warten zudem viele historische Dörfer, gemütliche Pubs und beindruckende Herrenhäuser darauf, besichtigt zu werden.

Übernachten
Derbyshire Hills Campsite | Annes Cottage, Grindlow, Buxton
Mit dem Derbyshire Hills Campsite finden wir einen kleinen, aber feinen Campingplatz auf einem Bauernhof vor. Kein Wunder, dass man uns im Vorfeld um die genauen Maße unseres Zeltes gefragt hat, denn viel Platz ist nicht. Dafür liegt unser Zeltplatz ein wenig abseits der Campervan-Stellplätze, so dass wir uns nicht eingeengt füllen. Sonne gibt es nur wenig, was aber gar nicht schlecht ist, wenn den ganzen Tag die Sonne vom wolkenlosen Himmel knallt.
Die Sanitärräume sind sparsam bemessen, so gibt es nur jeweils eine Dusche und ein WC für Männer und Frauen. Zähneputzen und Katzenwäsche kann man an zwei Waschbecken. Alles sehr übersichtlich, aber gepflegt und sauber.
Die Betreiber sind sehr sympathisch und hilfsbereit und stehen immer mit Rat und Tat zur Seite. Ein weiteres Plus sind die beiden gemütlichen Pubs in Laufnähe – dazu aber später mehr.



Aktivtäten
Das Besondere beim Wandern an England ist nicht nur die Vielfalt der Landschaften sonder das Konzept der Public Foodpaths und der Right of Way-Gesetze. Dabei handel es sich um das Recht der Öffentlichkeit, bestimmte, meist nicht asphaltierte Wege zu nutzen, die über privates Land verlaufen. Ein Public Foodpath steht also der Allgemeinheit offen, egal, wem das Land gehört. Die Wege sind rechtlich geschützt, und es ist illegal, sie zu blockieren. Auch auf unseren Wanderungen durch den Peak District sind solche öffentliche Fußwege gang und gäbe.
Wanderung zur Stanage Edge
Nicht nur Robin Hood wanderte entlang der Stanage Edge, in deren Schatten er ein Versteck für sein Diebesgut hatte. Auch bedeutende Autoren der britischen Inseln ließen sich von der prägnanten Felskante inspirieren. So ließ sich Charlotte Brontë bei vielen Elementen aus „Jane Eyre“ von von dieser Gegend inspirieren. Dabei erwähnt sie “Stanage Edge” nicht ausdrücklich, aber der Grat gehört zu den Moorlandschaften, die sie damals täglich sah und in ihre atmosphärischen Beschreibungen einfließen ließ. Ob sich Brontë damals auch schon über die vielen ausgemusterten Mühlsteine gewundert hat, die über das ganze Gelände verstreut liegen?





Wanderung zur Fairbrook Naze
Fairbrook Naze ist ein markanter Vorsprung auf der wilden, einsamen Seite des Kinder Plateau im Peak District. Der Reiz dieser Wanderung liegt in ihrer Vielfältigkeit, denn sie verbindet alles, was den Peak District auszeichnet: Hochmoore, geologische Besonderheiten, Wälder und ein romantisches kleines Tal, in dessen geschützter Lage Bäume wachsen, die dort sonst schon lange dem rauen Klima hätten weichen müssen. Und nicht zu vergessen die beeindruckende Sicht über das Fairbrook-Tal und die Dark Peak-Landschaft sowie nach Manchester. Der Abstieg über die Schlucht des Fair Brook stellt sich als recht anspruchsvoll heraus, den es geht steil bergab über Stock und Stein.




Wanderung auf den Shutlingsloe
Unsere Wanderung führt auf das „Matterhorn“ der Provinz Cheshire. So wird der Shutlingsloe, der uns einen steilen Auftakt beschert, zumindest gerne liebevoll genannt. Bevor es wieder an den Abstieg geht, genießen wir den Blick tief hinein in den Peak District. Unsere weitere Route führt uns durch den Macclesfield Forest. Dieser wurde zwar hauptsächlich in den 1930er-Jahren aufgeforstet, weist aber auch einige alte Laubwaldbestände auf. Der Weg durch den schattigen Wald ist eine Wohltat, denn es unglaublich heiß und keine einzige Wolke am Himmel zu sehen. Die im Wanderführer angepriesenen Kormorane und Reiher können wir leider nur aus der Ferne erspähen. Dafür uns beglücken uns kurz vor Ende der Tour am Wegesrand süß aus der Wäsche guckende Alpakas.




Wanderung durch das Dales National Nature Reserve
Das Dales National Nature Reserve liegt im Norden des Peak District und ist bekannt für seine seltenen Pflanzenarten, darunter Torfmoose, Heidekraut und verschiedene Orchideen. Das Reservat bietet ruhige, weitläufige Landschaften mit markanten Felsformationen und tief eingeschnittenen Tälern. Unsere abwechslungsreiche Wanderung führt durch das Monk’s, Peter, Flag und Chee Dale. Die vier Täler könnten unterschiedlicher nicht sein und warten mit Moorland, Heide, artenreichen Wiesen und steilen Felswänden auf. Obwohl die Wanderung an sich nicht anspruchsvoll ist, sind die Wege mitunter sehr anstrengend, denn das Gestrüpp reicht uns teilweise bis zur Hüfte. Aber wir haben Glück und sammeln keine Zecken ein. Das eigentliche Highlight, die beliebten Stepping Stones, kommen zum Schluss und enttäuschen unfreiwilligerweise. Denn da der Fluss nur sehr wenig Wasser führt, sind sie nahezu obsolet und wir das das nahezu ausgetrocknete Flussbett fast ohne durchqueren können. Schade eigentlich, aber wer hätte gedacht, dass es in England so wenig regnen kann?




Sehenswertes
Eyam
Das kleine Dorf Eyam wurde für seine Reaktion auf den Ausbruch der Pest im Jahr 1665 bekannt. Als die Krankheit Eyam erreichte, beschlossen die Bewohner freiwillig, sich von der Außenwelt zu isolieren, um die Ausbreitung zu verhindern. Diese selbst auferlegte Quarantäne rettete vermutlich viele Leben in den umliegenden Regionen. Viele Dorfbewohner starben, aber ihr Opfer machte Eyam zu einem Symbol für Mut und Gemeinschaftssinn. Auf einem kurzen Spaziergang durch das hübsche Örtchen kommen wir immer wieder an Gedenktafeln vorbei, die an diese außergewöhnliche Geschichte erinnern.


Bugsworth The Lower Bassin
Das Bugsworth Basin ist ein historisches Hafenbecken des Peak Forest Canal. Der Lower Basin war einer der zentralen Umschlagplätze für Kalkstein und andere Güter während des 19. Jahrhunderts. Hier wurden Materialien von Pferdebahnstrecken auf Kanalboote verladen, was den Ort zu einem wichtigen Industriezentrum machte. Nach Jahrzehnten des Verfalls wurde das Becken restauriert und als bedeutendes Beispiel britischer Industriekultur wiedereröffnet. Herr Wallygusto und ich zieht es vor allem wegen der vielen schönen Hausboote hierher.


Essen & Trinken
Hope Valley Ice Cream | Thorpe Farm, Hope Valley
Bei Herrn Wallygusto und mir gibt es im Sommer jeden Tag ein Eis. Zum Glück entdecken wir mit der Hope Farm einen würdigen Ersatz für unsere heimische Lieblingseisdiele. Die Hope Valley Ice Cream gibt es in vielen ausgefallen Sorten, von denen eine schmackhafter als die andere ist. Neben Eis werden auch Kaffeespezialitäten mit hofeigener Milch, heiße Schokolade, Toasties und Kochen angeboten.
The Bull at Foolow | Eyam, Foolow, Hope Valley
The Bull at Foolow ist ein sehr schöner Pub mit vielen Sitzplätzen im Freien und lokalem Bier aus dem Nachbarort Eyam. Wir trinken die Sorte „Black Sheep“, das auf traditionelle Art aus dem Fass gepumpt wird. Die Standardkarte umfasst nur zwei vegetarische Hauptgerichte. Aber eines ist bekanntlich besser als keines. Und der vegetarischer Burger mit Pommes und Cole Slaw ist nicht nur üppig, sondern mundet uns auch sehr gut. Da der Pub in Laufnähe zu unserem Campingplatz liegt, schauen wir mehr als einmal dort vorbei.

Dandelion Speciality Coffeebar | Dandelion, 5, Grove Parade, Buxton
Die hochsommerlichen Temperaturen machen Lust Herrn Wallygust und mir Lust auf Iced Latte. Auf der Suche nach einem solchem laden wir in Buxton und dort in der Dandelion Coffeebar. Neben kaltem Kaffee in allen möglichen Varianten finden wir auch eine kleine, aber feine Auswahl an köstlichen süßen Teilchen vor.

Beltonville Farm Campsite & Shop The Cowshed Café | Beltonville Farm, Miller’s Dale, Buxton
Die Beltonville Farm betreibt nicht nur einen einfachen Campingplatz, sondern auch eine Gastronomie. Das Cow Shed Café serviert Frühstück, diverse Tagesgerichte, frisch gebrühten Kaffee sowie eine verführerische Auswahl an Kuchen und süßen Leckereien. Also genau das richtige, um nach einer anstrengenden Wanderung den Kohlenhydratespeicher wieder ordentlich aufzufüllen.
Barrel Inn (The Barrel Hotel Hope Valley) | Eyam Hope Valley
Auch das Barrel Inn ist fußläufig von unserem Zeltplatz aus zu erreichen. Der Pub aus dem 16. Jahrhundert verfügt über eine Terrasse, von der aus man einen traumhaften Blick auf den Peak District hat. Nur zu gut können wir uns vorstellen, hier im Winter eingeschneit zu werden und im dem gemütlichen Gastraum ein Pint nach dem anderen zu genießen.

Noch mehr Tipps für den Peak District
Peak District – Wandern in Englands ältestem Nationalpark
Best Pubs in the Peak Disctric
Cycling in the Peak District – Routes and climbs
Weitere Stationen auf unserem Roadtrip durch Englands Vielfalt: zwischen Süden und Norden
Metz
Canterbury
East Midlands – Sherwood & Notthingham
Peak District
Manchester
Lake District
Liverpool
Cotswolds
Maastricht





