Nach sehr intensiven Tagen mit vielen bunten Eindrücken in Granada und Córdoda geht es für Herrn Wallygusto und mich weiter nach Sevilla. Dort stehen wir als erstes vor der Herausforderung, einen Parkplatz im Umfeld unseres Hotels zu finden. Da dieses in der Nähe der Altstadt liegt, kein leichtes Unterfangen. Aber was nimmt man nicht alles auf sich, wenn man kurze Wege haben möchte, um schnell zu Fuß zu den wichtigsten Attraktionen einer Stadt zu kommen? Schließlich ist Sevilla voller Höhepunkte, von denen wir so viele wie möglich bewundern möchten.
Sevilla – die Perle Andalusiens
Sevilla ist die Hauptstadt der Region Andalusien und bekannt für ihre reiche Geschichte, beeindruckende Architektur und lebendige Kultur, die von Einflüssen aus der maurischen, christlichen und jüdischen Vergangenheit geprägt ist. Zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Sevilla zählen die Kathedrale und der Glockenturm Giralda sowie der Alcázar-Palast. Mit ihren engen Gassen und belebten Plätzen bietet die „Perle Andalusiens“ eine unvergleichliche Mischung aus Tradition und modernem Leben.
Semana Santa – eine Stadt im Ausnahmezustand
Neben seinen prachtvollen Gebäuden ist Sevilla auch berühmt für die Semana Santa. In unserem Reiseführer konnten wir zwar schon vor Reiseantritt lesen, dass Ostern eine der bedeutendsten und beeindruckendsten religiösen Traditionen Spaniens ist. Allerdings haben wir uns darüber keine allzu großen Gedanken gemacht, schließlich kommen wir aus München, einer Touristenhochburg, in der gefühlt das ganze Jahr über Halligalli herrscht. Dass von Palmsonntag bis Ostersonntag ganze Städte in den totalen Ausnahmezustand verfallen könnten, wäre uns aber in unseren kühnsten Träumen nicht eingefallen.
In jeder andalusischen Stadt und in vielen Dörfern ist es Brauch, dass während der Osterwoche imposante Prozessionen durch die Straßen ziehen. Diese Prozessionen bestehen aus religiösen Bruderschaften, die große, kunstvoll gestaltete und oft mit viel Gold verzierte Heiligenbilder tragen. Diese Darstellungen von Szenen aus der Passion Christi oder von Bildern der Jungfrau Maria, die sogenannten Pasos, können bis zu 3 Tonnen wiegen. Kein Wunder, dass es zum Tragen dieser Kunstwerke die Schultern von Dutzenden von Menschen bedarf. Übrigens wird die Plackerei nicht als mühselig empfunden, sondern ist eine große Ehre. Oftmals wird diese Rolle sogar innerhalb der Familie weitergegeben, so stolz ist man darauf.
An dieser Stelle noch ein Wort zu den Bruderschaften und ihren Mitgliedern. Ein Teil davon, die Nazarenos, wirken zu erst recht befremdlich auf Herrn Wallygusto und mich. Denn ihr Outfit mit den langen Roben und den spitzen Kapuzen mit den Sehschlitzen erinnert uns stark an den amerikanischen Geheimbund Ku-Klux-Clan. Mit Rassismus und Gewalt haben die Nazarenos aber nichts gemein. Sie symbolisieren mit ihrer Robe Buße und Reue. Viele von ihnen laufen auch barfuß oder in Ketten, um ihre Buße zu zeigen.
Die Angst vor den unglaublichen Menschenmassen, die während der Prozessionen die Straßen verstopfen, weicht schnell einer ebenso großen Faszination. Die Osterzeit erscheint uns in Sevilla wie ein großes Fest, überall wird viel gelacht und laut geredet. Gerne nimmt man beim Zuschauen auch das ein oder andere alkoholische Getränk zu sich oder isst einen Happen. Jedoch ohne dabei respektlos gegenüber den christlichen Gebräuchen zu wirken. Die ganze Stadt summt und vibriert wie ein riesiger Bienenstock, überall wuseln Menschen in schicker Kleidung und Narenzos in ihren Kutten herum. Ein unglaubliches, tief berührendes Schauspiel, dass Herr Wallygusto und ich nicht missen möchten.
Sightseeing
Streetart in Sevilla
Das Stadtbild von Sevilla wird von den malerischen Uferpromenaden und Brücken des Guadalquivir geprägt. Der Bereich entlang des Flusses hat sich in den letzten Jahren zu einem kreativen Streetart-Hotspot entwickelt, wo sich lokale Künstler verewigen. Besonders die Gegend um die Brücken, wie die Puente de la Barqueta und die Puente del Alamillo, ist für ihre Straßenkunst bekannt. Hier findet großformatige Wandgemälde und kleinere Graffiti-Arbeiten, die für bunte Farbtupfer im urbanen Raum sorgen.
Stadtspaziergang Sevilla
Sevilla ist eine unglaublich faszinierende und lebhafte Stadt. Ganz besonders in der Karwoche steppt hier der Bär. Weswegen der Parque de María Luisa leider nicht zugänglich ist und wir auf unserem Stadtspaziergang durch Sevilla den ein oder anderen Haken schlagen müssen. Aber jeder Umweg bringt eine schöne Entdeckung mit sich. Außerdem schaffen wir es trotzdem, die wichtigsten Sehenswürdigkeiten (und noch einiges mehr) abzuklappern.
Essen & Trinken
Hops and Dreams | Jesús del Gran Poder, 83, Casco Antiguo, 41002 Sevilla
Hops und Dreams ist ein moderner, gemütlicher Pub mit lokalem Craftbier vom Fass. Appetitlich aussehendes Essen gibt es auch. Aber da der Abend noch jung ist, ziehen wir schon nach einem kleinen Bier weiter zur nächsten Location.
Arte y Sabor | Alameda de Hércules, 85, Casco Antiguo, 41002 Sevilla
Im Arte y Sabor werden neben klassischen marokkanischen Gerichten wie Tagines auch spanische Speisen angeboten. Dank der mehrsprachigen Speisekarte haben wir trotz mangelnder Spanisch-Kenntnisse keine Probleme, uns zurecht zu finden. Die größere Herausforderung ist es, aufgrund der vegetarischen Vielfalt eine Auswahl zu treffen.
Bar Antojo | C. Calatrava, 44, Casco Antiguo, 41002 Sevilla
Unweit unseres Hotels entdecken wir die Bar Antojo. In dem schicken Restaurant gibt es nicht nur sehr guten Wein, sondern auch viele vegetarische Gerichte. Darunter auch ein paar Tapas, die wir bisher noch nicht kannten.
La Hosteria del Laurel | Pl. Venerables, 5, Casco Antiguo, 41004 Sevilla
Nach unzähligen gelaufenen Kilometern durch die Altstadt und der Besichtigung des Alcázar-Palastes legen wir im La Hosteria del Laurel eine kurze Pause mit Rotwein und Tapas ein. Der Service ist freundlich und aufmerksam, das Essen gut.
Übernachten
Das Alcoba del Rey de Sevilla ist kleines Boutique-Hotel in bester Lage und eindeutig die schönste Unterkunft, die wir während unseres Roadtrips durch Andalusien beziehen.
Die Dekoration ist maurisch inspiriert und überall duftet es angenehm nach Räucherstäbchen. Unser Zimmer ist nicht nur sehr sauber, sondern auch äußerst liebevoll dekoriert. Im Badezimmer finden wir wohlriechende Körperpflegeprodukte in hübschen Glasfläschchen vor. Die Dekoration sowie die Möbel kann man auch käuflich erwerben.
Das Frühstück wird in einer Tapas-Bar im Erdgeschoss serviert, die wir über die Lobby erreichen. Das Frühstücksbuffet ist überschaubar und haut uns nicht vom Hocker. Aber es gibt Tostada mit Tomate und Olivenöl, ein wenig Käse und ordentlichen Kaffee – mehr brauchen Herr Wallygusto und ich morgens nicht.
Dank der guten Lage des Alcoba del Rey de Sevilla können wir alle wichtigen Sehenswürdigkeiten Sevillas zu Fuß abklappern. Das Hotel liegt in der Nähe der Kirche Santa María de la Macarena und gegenüber dem andalusischen Parlament. Die Kathedrale und die Hauptstierkampfarena erreichen wir nach einem 20-minütigen Spaziergang. Das Ausgehviertel Alameda mit seiner Vielzahl an Bars, ist nur wenige Minuten entfernt.
Alcoba del Rey de Sevilla | Bécquer, 9, Altstadt, 41002 Sevilla
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36 Hours in Seville
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Weitere Etappen unseres Urlaub durch Andalusien:
Granada und seine Sehenswürdigkeiten
Granada kulinarisch
Cordoba
Sevilla
Ronda
Malaga