Wenn Corona etwas Guts hatte, dann, dass Herr Wallygusto und ich unsere Leidenschaft für das Fahrradfahren (wieder-) entdeckt haben. Der eine mehr, die andere weniger, denn beim Bike-to-Work sind wir unterschiedlich konsequent: So schwingt sich Herr Wallygusto bei bei Wind und Wetter auf das Rad, während ich im Winter gerne auf das Backup in Form unseres öffentlichen Nahverkehrs zurückgreife. Beim Thema Freizeit ticken wir aber gleich und packen seit eniger Zeit gerne unsere Gepäckträgertaschen, um auf mehrtägige Fahrradtouren zu gehen. Unsere letzte 4-Tages-Radtour mit dem Trekkingrad haben wir im Frühsommer unternommen. Sie führte uns über den Albtäler-Radweg von Amstetten über Giengen an der Brenz, Bad Überkingen und Westerheim – und zurück.
Albtäler-Radweg – Steinzeitkunst vor Talkulisse
Der Albtäler-Radweg führt durch acht der schönsten Täler im UNESCO-Geopark Schwäbische Alb und über aussichtsreichen Hochflächen – mit dabei sind neben anderen das urgeschichtliche Lonetal mit seinen bekannten Höhlen der Eiszeitkunst, das Brenztal mit seinem bezaubernden Eselsburger Tal, das Naturschutzgebiet Eybtal sowie das Roggental und Obere Filstal mit seinen Thermalbädern. Oben auf der Albhochfläche können das Heldenfinger Kliff und die Urmeer-Landschaft der Gerstetter Alb erkundet oder ein Abstecher zur Tiefenhöhle Laichingen unternommen werden. Oder man genießt einfach die Ruhe in der Natur.
Auf dem Landesradfernweg der Ur- und Frühgeschichte der Menschheit auf der Spur: Diese Vier-Sterne-ADFC-Qualitätsradroute führt durch das UNESCO-Welterbe „Höhlen und Eiszeitkunst der Schwäbischen Alb“ und macht dank der Kombination aus schöner Landschaft und mit Geschichte nicht nur Landschaftsgenißer sondern auch Entdecker und Entdeckerinnen glücklich. Dabei ist die Qualität der Radroute perfekt, so führt sie vorwiegend über asphaltierte Rad- und Wirtschaftswege und vielfach über ebene Strecken. Jedoch dürfen auch teils hügelige Abschnitte sowie stärkere Steigungen überwunden werden. Aber keine Angst, die Muskeln können sich in zwei Thermalbädern wieder bestens erholen.
Von Amstetten geht es ins beschauliche Lonetal. Dort gab es zahlreiche steinzeitliche Funde aus der Zeit der Neandertaler, darunter auch den berühmten Löwenmensch aus Elfenbein. Die Skulptur „Steinzeitmensch schnitzt Löwenmensch“ am Lonesee soll den Prozess der Entstehung dieser Tier-Mensch-Figur darstellen. An Felsformationen und Höhlen wie dem Mehlsackfelsen und dem Fohlenhaus vorbei geht es weiter nach Giengen, dem Ziel unserer 1. Etappe.
Etappe 2 von 4 | Giengen an der Brenz – Bad Überkingen
Lange müssen wir nicht radeln, bis wir das erste Highlight der 2. Etappe erreichen. Die Felsformationen des Eselsburger Tals – allen voran die Steinernen Jungfrauen – sind spektakulär. Im ständigen leichten Auf und Ab geht es weiter nach Böhmenkirch, wo wir auf einer Straußenfarm mit Hofcafé eine kurze Kuchenpause einlegen. Nächster Halt ist ein gemütlicher Biergarten, in dem wir die Zeit bis zum Check-in verbummeln.
Etappe 3 von 4 | Bad Überkingen – Westerheim
Nach einem ausgiebigen Frühstück geht es wieder auf die Straße. Erst stetig bergauf, dann immer wieder rauf und runter, fahren wir Richtung Westerheim. Unterwegs warten Highlights wie der Filsursprung im idyllischen Hasental, hübsche Fachwerkhäuser und der Römersteinturm auf uns. Und natürlich die ein oder andere süße Pause.
Etappe 4 von 4 | Westerheim – Amstetten
Die letzte Etappe unserer Mehrtagestour auf dem Albtäler-Radweg ist die entspannteste. Die meiste Zeit fahren wir gemütlich auf ebener Strecke dahin oder es geht zügig bergab. Die paar Ansteige sind nicht der Rede wert. Unterwegs wie gehabt schöne Landschaften und Fachwerkhäuser sowie die ein oder andere Kuriosität.
Essen & Trinken
Hier findet Ihr Einkehrtipps für unterwegs sowie am Ziel der jeweiligen Etappe.
Auf unserer ersten Etappe kehren wir zum Mittagessen im Biergarten vom Gasthaus zum Schlößle ein. Die Speisekarte bietet eine große Auswahl an vegetarischen und veganen Gerichten, wie Spätzle mit Pilzrahmsoße oder Gerstengraupen-Risotto. Herr Wallygusto und ich haben die Qual der Wahl und entscheiden uns letzten Endes beide für den Backsteinkäse mit Musik.
Auf der Straußenfarm Lindenhof mit großem Hofladen und Café warten nicht nur selbstgebackene Torten und Kuchen auf uns. Auch die vielen kleinen Straußenbabys sind einfach herzallerliebst.
Im Geislinger Biertgarten im Stadtpark landen wir spontan, denn eigentlich wollten wir ganz woanders hin. Aber der von uns unsprünglich ausgewählte Biergarten hatte leider nicht offen. Oder soll ich lieber sagen, zum Glück? Denn der Biergarten im Stadtpark ist sehr gemütlich und gutes alkholfreies Bier aus der Flasche gibt es auch.
Das Radfahren hungrig macht, habe ich ja schon mal erwähnt, gell? Wir schaffen gerne mit Kuchen und süßen Teilchen Abhilfe. Besonders guten Kuchen bekommen wir im Café Mühlwerk serviert. Nur der Cappuccino hat Luft nach oben, finden wir. Aber bei dem sehr gemütlchen Garten am Mühlbach und der sympathischen Inhaberin ist das halb so wild. Schade ist nur, dass unsere Fahrradtaschen schon zum Bersten gefüllt sind, sonst hätten wir uns im Mühlenladen mit mühlenfrischem Mehl, Kräuter, Ölen und der ein oder andere Süßigkeit eingedeckt.
Herr Wallygusto und ich gehen selten zum Griechen, vor allem da es fast nie ein vegetarisches Hauptgericht gibt. Und immer nur Vorspeisen essen, wird auf Dauer auch langweilig. Auch im Restaurant Albhalle Westerheim, hinter dem sich trotz des Namens ein griechisches Lokal verbirgt, wird nur ein Hauptgericht ohne Fleisch oder Fisch angeboten. Aber damit gibt man sich ganz besonderrs viel Mühe, denn der vegetarische Teller ist nicht nur riesig, sondern ein buntes Allerlei der vegetarischen und veganen Gerichte der Speisekarte. Zudem sitzt man im Gastgarten hinter der Albhalle sehr gemütlich.
Zum Abschluss unserer 4-Tages-Radtour mit dem Trekkingrad gönnen Herr Wallygusto und ich uns im Brotlokal in Amstetten ein süßes Teilchen. Die Auswahl an Torten und süßen Teilchen ist unglaublich; wir haben die Qual der Wahl. Wir entscheiden uns schließlich für ein besonders dickes Teilchen mit Butterstreuseln, das hervorragend schmeckt und vermutlich eine ganze Hauptmahlzeit ersetzt. Aber man gönnt sich ja sonst nicht.
In Giengen, dem Zielort unserer ersten Etappe, kommen wir im Brauereigasthof Schlüsselkeller unter. Unser Zimmer ist klein und zweckmäßig eingerichet, aber sauber und verfügt über zwei Einzelbetten. Das Bad ist winzig und zu groß sollte man nicht sein, damit man auf die Toilette passt.
Die Stadt an der Brenz gilt als „Hauptstadt der Teddybären“, denn hier hat Margarete Steiff den Teddybären erfunden. Davon zeugen das Steiff-Museum und auch in der Altstadt haben die Plüschenbären ihre Spuren hinterlassen. Darüber hinaus empfinden Herr Wallygusto und ich Giegen aber als recht unspektakulär, weswegen wir nach einem Bummel durch die verwinkelten Gassen der Altstadt recht bald wieder in unserer Unterkunft landen.
Dort erwartet uns ein üppiges Abendessen mit 1a Käsespätzle mit tollem, da sehr bunten Beilagensalat. Dazu lassen wir uns süffiges Bier aus der eigenen Brauerei schmecken. Das Frühstück hingegen kann uns auch aufgrund des recht überschaubaren Buffets nicht besonders begeistern. Es gibt ein bisschen Müsli und Käse, dazu frisches Obst. Das frisch zubereitete Rührei ist sehr lecker, aber der Kaffee aus dem Vollautomaten hat gehörig Luft nach oben.
Das Hotel Hohe Schule ist ein historisches Fachwerkhaus und wurde umfassend und sehr liebevoll renoviert. Auch unser Zimmer ist sehr nett eingerichtet und verfügt über eine geräumiges Badezimmer mit Dusche und WC.
Bad Überkingen ist ein recht beschaulicher Ort, das kulinarische Angebot ist überschaubar. Aber da das einzige italienisch Lokal im Ort das Mediterrane Fest ausrichtet, steppt zumindest im Kurgarten der Bär zu italienschen Schlagern. Hier bekommen wir zwar tollen Aperol Spritz, aber als einziges vegetarisches Gericht lediglich Pizza Margherita angeboten. Zum Glück gibt es in der Unterkunft tolle Maultaschen mit Gemüsefüllung und Käsespätzle. Und auch der Wein aus der Region ist nicht zu verachten.
Das Frühstück im Hotel Hohe Schule bietet eine gute Auswahl an Käse, Cerealien und verschiedenen Semmeln. Statt Rührei kann man sich an hart gekochten Eiern bedienen. Im Vergleich zum Abendessen nichts besonderes, wie wir meinen. Aber als gute Grundlage für einen Tag auf dem Trekkingrad durchaus ausreichend.
Westerheim ist kein besonders spannender Ort, wie wir finden. Aber mit unserem dortigen Hotel machen wir einen echten Glücksgriff. Das Hotel Garni Westerheim ist ein echtes Highlight, denn es ist nicht nur preisgünstig, sondern bietet auch das beste Frühstück unserer Tour. Das üppige Frühstücksbüffet überrascht auch Vegetarier und Veganer mit einer riesiger Auswahl, Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll, denn es gibt so viele tolle Sachen zu essen.
Auch ansonsten weiß das Hotel Garni Westerheim zu gefallen. Die Einrichtung ist sehr stilvoll und gepflegt, was auch auf unser Zimmer zutrifft. Dieses ist nicht nur hübsch eingerichtet, sondern verfügt über einen großen Südbalkon zum Garten hin. Diesen nutzen wir auch gleich nach unserer Ankunft, um ein alkohlfreies Bierchen aus dem Kühlschrank bei der Rezeption zu zischen.