Schlemmen und körperliche Ertüchtigung gehören für Herren Wallygusto und mich zusammen. Deswegen gibt es für uns auch nichts Schöneres, als Wandern und die gemütliche Einkehr in einer Berghütte. Dabei darf es kulinarisch gerne etwas deftiger zu gehen, aber auch süße Mehlspeisen werden gerne bestellt, um neue Kraft für den weiteren Weg zu tanken. Und manchmal sogar beides. Für alle, denen es so geht wie uns, hat Meredith Erickson ein ganz zauberhaftes Buch geschrieben. Das Alpen Kochbuch entführt uns mit großartigen Fotos, Texten und Rezepten in die Welt der regionalen Alpenküche.
Hinweis/Werbung: Vielen Dank an den Verlag, der uns das Rezensionsexemplar kostenlos und unverbindlich zur Verfügung gestellt hat. Unsere Meinung bleibt davon unberührt.
Autor
Meredith Erickson lebt abwechselnd in Mailand und Montreal. Sie hat u.a. schon für die New York Times, Elle, Saveur und Monocle geschrieben und an zahlreichen Kochbüchern mitgewirkt, zuletzt erschien von ihr Claridge’s: The Cookbook. Daneben plant und (beg)leitet sie Touren in den Alpen.
Optik
Wie alle Bücher von PRESTEL, die ich kenne, überzeugt auch das Alpen Kochbuch durch hochwertige Verarbeitung und kunstvolle Gestaltung des Inhalts. Mit einem Format von 21,5 x 28,0 cm und 368 Seiten ist es relativ schwer, fast ein wenig unhandlich. Aber so ist zumindest genug Platz für jede Menge ansprechende Fotos – 334 sind es an der Zahl. Neben ansprechenden Rezeptfotos finden sich darunter auch etliche stimmungsvolle Landschaftsaufnahmen. Und sogar die alpine Kunst der Galerie Bischofsberger wird auf einer Doppelseite gewürdigt.
Inhalt
Während ihrer Reise quer über die Alpen hat Food-Autorin Meredith Erickson Rezepte und Geschichten gesammelt, die typisch sind für die raue, aber überaus herzliche und romantische Bergwelt Italiens, Österreichs, Frankreichs und der Schweiz. Das deftige alpenländische Menü reicht von unterschiedlichen Knödeln, Fondue, wärmenden Suppen über Soufflés, Würste, dem besten aller Schnitzel bis hin zu Salzburger Nockerl, Apfelstrudel und vielen anderen Leckereien.
Der Großteil der Rezepte enthält Fleisch oder Fisch. Sogar in Gerichten, die erstmal vegetarisch klingen, ist Fisch oder Fleisch versteckt. So beispielsweise im Würzigen Liptauer oder den Radicchio-Knödeln. Da diese Zutaten nicht in jedem Fall ersetzt oder weggelassen werden können, ist das Alpen Kochbuch nur bedingt als Kochbuch für Vegetarier zu empfehlen. Ich habe mir aber trotzdem schon einige Gerichte zum Nachkochen vorgemerkt.
Wie auch die Abfahrten, Loipen und Skirouten in den Alpen (und im übrigen Europa) werden im Alpen Kochbuch die Rezepte nach einem Farbsystem klassifiziert: Blaue Rezepte sind leicht, rote haben einen mittleren Schwierigkeitsgrad und schwarze sind nur was für wahre Könner. Sehr charmant! Hilfreich finde ich auch, dass es ergänzenden Hinweise zu den Zutaten gibt, z.B. „Butter ist ungesalzen“ oder „Eier sind groß“.
Ergänzt werden die Rezepte durch reportageartige Geschichten über die alpine Kunst, den Wein, die Tour de France, Hochgebirgszüge, Grandhotels und natürlich die Menschen, die die Gegend prägen und von ihr geprägt wurden.
Kurzprofil
Titel: Alpen Kochbuch Rezepte und Geschichten von Europas Gipfeln
Autor: Meredith Erickson
Herausgeber: PRESTEL
ISBN: 978-3-7913-8656-0
Preis: € 38,00
Ausprobiert
Es ist ein offenes Geheimnis, dass Nudelgerichte bei Herrn Wallygusto und mir hoch im Kurs stehen. Low Carb? Nicht mit uns! Älplermakkaronen sind ein deftiges und üppiges Bergessen in Reinform: Sahne, Käse, Kartoffeln, (normalerweise) Speck und Nudeln. Serviert werden die Schweizer Hirtenmakkaroni mit einem Klecks Apfelmus. Wenn man will, Macaroni and Cheese mit einer abgefahrenen süßen Note – simpel, üppig und lecker.
Der Schwierigkeitsgrad entspricht dem einer blauen Piste, was ich absolut bestätigen kann! Bei den Zutaten musste ich ein allerdings ein wenig tricksen, da ich weder Berner Hobelkäse (ein schweizer Rohmilchkäse ohne Löcher) noch extra fette Sahne (Konditorsahne) auftreiben konnte. Als Ersatz dienen mir französischer Bergkäse, Schmand und etwas mehr Gemüsebrühe. Auch mögen mir die Autorin und der Koch des Hotel Alpenland verzeihen, dass ich statt Speck Räuchertofu verwende. Und statt Weißwein lösche ich mit Sherry ab – eine gute Alternative, wenn man gerade keinen Wein zur Hand hat.
Älplermakkaronen aka Hirtenmakkaroni mit Apfelmus
Zutaten
- 200 g mehlig kochende Kartoffeln, geschält und gewürfelt
- 125 g Makkaroni oder Penne
- 1 EL Butter
- 70 g Räuchertofu, in kleinen Würfeln
- 30 ml trockener Weißwein oder Sherry
- 300 ml Gemüsebrühe
- 120 g Schmand
- schwarzer Pfeffer aus der Mühle
- 1 EL Petersilie, gehackt
- 25 g Bergkäse
Zum Servieren
- nach Belieben Apfelmus
Anleitung
- In einem großen Topf Salzwasser zum Kochen bringen und Kartoffelwürfel darin 3 Minuten köcheln lassen. Anschließend Nudeln dazugeben und 3—4 Minuten garen. (Die Kartoffeln sollten gerade eben zart sein, wenn die Nudeln fast bissfest sind). In ein Sieb abgießen und zur Seite stellen.
- In einer großen Bratpfanne Butter zerlassen und Zwiebeln und Räuchertofu darin 5—7 Minuten anschwitzen, bis die Zwiebeln glasig sind und der Räuchertofu gut gebräunt ist. Unter Rühren alles mit Weißwein oder Sherry ablöschen und den aromatischen Bratensatz vom Pfannenboden lösen.
- Hitze erhöhen und den Wein etwa 1 Minute leicht einreduzieren lassen. Anschließend Brühe und Sahne unterrühren, gefolgt von Kartoffeln und Nudeln.
- Kurz aufkochen lassen, dann bei niedriger Stufe etwas 10 Minuten leise köcheln lassen, bis fast die gesamte Flüssigkeit aufgenommen wurde. Mit Salz und Pfeffer abschmecken, gehackte Petersilie unterrühren. Geriebenen Käse unterheben und vollständig schmelzen lassen. Dabei immer wieder gut umrühren.
- Fertige Hirtenmakkaroni sofort mit Apfelmus servieren.
Fazit
Auch wenn ich nicht mit allen Rezepten etwas anfangen kann, habe ich durchaus Gefallen an dem Alpen Kochbuch gefunden. Durch seine tolle Aufmachung ist es ein wahrer Augen- und Gaumenschmaus für alle Feinschmecker, Traveller, Alpinsportler und alle, die sich von der Welt der Alpen angezogen fühlen.