Begonnen hat unsere Reise auf dem Flughafen von Neapel. Das Chaos auf den dortigen Straßen umgingen wir, da wir direkt am Flughafen einen Wagen nahmen und ohne Umwege Richtung Nationalpark Pollino fuhren.
Der Pollino-Nationalpark bedeckt eine Fläche von 192.565 Hektar und ist damit der größte Naturpark Italiens. Gleichzeitig zählt er zu den größten Naturschutzgebieten in Europa. Er erstreckt sich über zwei italienische Regionen (Basilikata und Kalabrien) und drei italienische Provinzen (Cosenza, Matera, Potenza). Der Nationalpark umfasst die südlichsten Ausläufer der Apennin-Bergkette, das Pollino- und das Orsomarso-Massiv. Er reicht annähernd vom Tyrrhenischen Meer im Westen bis zum Ionischen Meer im Osten. Auf dem Gebiet des Nationalparks befinden sich 56 Gemeinden mit ca. 172.500 Einwohnern. Mehr Infos zum Pollino auf wikipedia.de.
Nachts
Unsere 1. Unterkunft war gleichzeitig die beste! Obwohl die „Residenza delle Rose“ ein Top-Tipp unseres Reiseführers ist, sind wir eher zufällig hier gelandet. Eigentlich wollten wir ja in eine andere Unterkunft in Varco, aber die hat leider schon seit längerem geschlossen. Der deutsche Mittelsmann hat uns dann dieses nette 3-Sterne-Hotel empfohlen. Mitten im Grünen gelegen ist es hier traumhaft ruhig. Nachts hört man nur die Grillen zirpen, die Nachtigallen singen und den nahen Fluß rauschen. Ab und an ist dann auch noch das Geläut von Kuhglocken zu hören.
Enzo, der Inhaber, ist unglaublich herzlich und hilfsbereit. Trotz unserer sehr geringen Italienisch-Kenntnisse und seinem kaum vorhandenen Englisch haben wir uns sehr gut verstanden. Selbst als wir eine Autopanne hatten und dringend einen neuen Reifen brauchten, stand er uns mit Rat und Tat zur Seite. Mit Stolz und Hingabe servierte er uns jeden Morgen neue hausgemachte Spezialitäten, darunter so wahnsinnig leckere Dinge wie Marmelade mit ganzen Kirschen, in ZImt und Honig gekochte Birnen und Apfel. Aber auch „Crostata“ (italienischer Kuchen aus Mürbteig) und Apfelkuchen gab es einmal. Bei der Erläuterung, dass wir nur „senza Pesce, senza Carne (Hund, gemeint war „Carni“ für Fleisch :-)) “ essen, bekam Enzo große Augen und servierte uns zum nächsten Frühstück Brioche mit Spinat und Käse. Da wir gerne deftig frühstücken, hat sich dieser kleine Versprecher als durchaus ausgezahlt ;-).
Unser Zimmer war geräumig und sehr sauber. Zudem war es noch mit einer kleinen Küchenzeile ausgestatte, die gut mit Geschirr, Besteck und Töpfen bestückt war. Auch ein Fernseher, allerdings nur mit italienischen Sendern, war vorhanden. Toll fanden wir auch die große Terasse, die wir leider aufgrund des noch recht kühlen Wetters nicht ausreichend nutzen konnten.
Auch der Abschied viel sehr herzlich aus, bekamen wir außer Küsschen auf die Wange auch noch ein Lunchpaket mit dicken Kuchenstücken mit auf die Reise. Fast wehmütig muss ich jetzt, fast 2 Wochen später, an unseren Aufenthalt auf der „Residenza“ zurückdenken. Es war einfach zu entspannend und erholsam dort. Wie entschleunigt kommt mir die Zeit dort jetzt vor und ich würden jederzeit wieder dort übernachten wollen. Natürlich auch Herr Wallygusto. Wegen dem lecker Kuchen :-).
Internet: www.residenzadellerose.it
Adresse: c.da Varco, I-85040 Viggianello
Mahlzeit
Auf Empfehlung unseres Gastgebers Enzo besuchten wir am 1. Abend das “Ristorante Mulino Jannarelli” (Mezzana Salice, I-85030 San Severino Lucano), welches wir in 15 Minuten zu Fuß erreichten. Wie der Name schon sagt, ist dieses Restaurant in einer restaurierten Wassermühle aus dem 18. Jahrhundert untergebracht. Diese Mühle gehörte während der Brigantenkriege dem pietmomtesischen Kapitän Gennaro Iannarelli, der die Aufstände grausam niederschlug. So spektakulär war das Essen leider nicht. Wir bekamen ein solides „Menu Turistico“ bestehend aus Antipasti, Nudeln mit Gemüsesoße und gegrillten Gemüse seviert. Der Service war sehr nett und das Abendessen mit € 48 das teuerste des Urlaubes. Wobei man sagen muss, dass wir noch 2 Gläser Wein, eine große Flasche Wasser und ein kleines Bier dazu hatten. Auch die Pizzeria „Il Ruscello“ (C/da Falascoso,40 , I-85040 Viggianello) war eine Empfehlung von Enzo. Hier hat es uns so gut geschmeckt, dass wir trotz über 20 Minuten Autofahrt auf düsteren, kurvigen Straßen gleich zweimal hier waren. Alle Pizze waren einsame Spitze: Egal, ob Pizza mit Ricotta (mein heimlicher Lieblings-Belag) oder mit Aubergine und Grana oder aber Rucola und frischen Tomaten. Der Service war sehr, sehr nett und spricht neben Englisch auch ein wenig Deutsch. Ich würde fast sagen, eine der besten Lokale des ganzen Urlaubes.
An unserem 4. Tag unternahmen wir mehrere kleine Städtetrips (siehe „Tagsüber“) und wollten die Gelegenheit nutzen, neue Lokale zu testen. Leider gestaltete sich dies in Castroviallari erstaunlich schwierig. Nach gut einer Stunde planlosen Umherirrens kehrten wir schließlich in der „La Torre infame“ (Piazza Castello 16, I-87012 Castrovillari) ein. In dieser kleinen Osteria bekamen wir Käse aus dem Ofen (Casa Furu), Pecorino und „Makkaroni al Pastore“ mit dreierlei Käse, Oliven und Rucolo serviert. Einfach lecker!
Noch schwieriger als in Castrovillari war es Montagabend, ein Lokal zu finden. Unglaublich, wie lange man nachts über enge Bergstraßen fahren kann, um seinen Hunger zu stillen. Kein Wunder, dass der Fiat Panda hier DAS Auto schlechthin ist :-). Wir wurden wurden letzten Endes in San Severino fündig: Bei „Agostino“ (Via Circumvallazione, I-8530 San Severino Lucano) bekamen wir große & wohlschmeckende Pizze mit Steinpilzen und gegrilltem Gemüse serviert. Spannend fand ich, dass auf der Gemüsepizza Kartoffeln waren. Auch der starke Espresso danach ließ keinerlei Wünsche offen.
In Consenza gab es süße Teilchen und Espresso im alterwürdigen „Cafe Renzelli“ und absolut geniales Eis in der „Antica Gelateria“ (Piazza dei Valdesi N. 235/237, I-87100 Cosena). Unglaublich, wie gut hier soga recht „langweilige“ Sorten wie Erdbeere, Zitrone oder Sahne schmecken. Mein Liebling war aber das Mandeleis. Nicht unerwähnt bleiben sollte das „Caffe‘ Telesio“ (Corso Telesio N. 18) mit seinem witzigen und freundlichen Service.
Tagsüber
Natürlich haben wir uns nicht nur die Bäuche vollgeschlagen. Nein…denn wir sind eigentlich wegen der tollen Landschaft in den Pollino-Nationalpark gefahren. So führte uns die 1. Wanderung auf den Monte Sparviere, wo uns außer einer Horde Ziegen, einem Hirten und seinen Hunden niemand begegnete. Einsam waren auch die nächsten beiden Touren auf den Serre dll’Abbete und zum “Garten der Götter” auf der “Serretata della Porticella”.
Aber auch ein wenig Kultur durfte sein, so besuchten wir Morano Cálabro, das zu den schönsten Städten Süditailens zählt, und die heimliche Hauptstadt Kalabriens, Castrovillari. Den Besuch dort hätten wir uns allerdings schenken können, denn zu sehen gab es da leider nicht so viel. Die Burg war geschlossen und da es mittags war, hatten fast alle Läden zu. Von 13 bis 17 Uhr werden in Italien nämlich die Bürgersteige hochgeklappt und man triftt so gut wie keine Menschenseele mehr auf der Straße. Dies macht aufgrund der hohen Temperaturen, die um diese Uhrzeit hier herrschen können durchaus Sinn. Man sollte diese Tatsache nur immer im Hinterkopf behalten.
Auch in Vigianello und Rotanda haben wir kurz vorbeigeschaut. Aber außer dem jeweiligen Castell gibt es hier unserer Meinung nach nicht viel zu sehen. In Vigianello findet man übrigens zwei kleine Lebensmittelläden, in denen man unter anderem Käse, Brot und Wasser bekommt.
Auf unserem Weg nach Tropea haben wir denn noch in Cosenza halt gemacht. Der Besuch hier war sehr ernüchternd, denn noch nie haben wir so eine dreckige Stadt gesehen. Überall liegen Berge stinkenden Mülls herum. Auch die Altstadt ist extrem verwahllost, denn dort wohnt fast niemand mehr. Es war fast ein wenig unheimlig, dort herumzulaufen. Auch hier gibt es natürlich ein Castell, das – natürlich – geschlossen war. Eine Bautafel verkündete aber, dass die Renovierungsarbeiten im Herbst 2012 abgeschlossen sein würden. Vielleicht ein Druckfehler :-) oder doch eher dem heftigen Wirtschaftsabschwung geschuldet, den Italien und vor allem der Süden in den letzten Jahren erfahren musste?
Nach diesen tiefenentspannten Tagen in den wilden Bergen des Pollino ging es weiter nach Tropea am Thyrrenischen Meer.