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Connemara und der Westen | Roadtrip durch Südirland (1)

7. November 2022

Connemara befindet sich in einem besonders malerischen Teil im Westen von Irland. Aufgrund der einsamen Moorlandschaften, der grünen, mit rustikalen Steinmauern umrandeten Feldern, der dramatischen Bergkulissen und der weißen Sandstrände ist Connemara für viele Irland-Fans der Inbegriff Irlands.

Abgerundet wird die mystische Atmospähre durch das einzigartige irische Wetter, das gefühlt jede halbe Stunde mit einer anderen Witterung aufwartet. Wird man in der einen Minute noch von strahlendem Sonnenschein verwöhnt, kann es schon kurz darauf ergiebig regnen. Normalerweise zieht der Regen aber schnell vorüber. Es sei denn, man erwischt einen sogenannten „soft day“, der mit einem anhaltenden, nahezu nebelartigen und kaum wahrnehmbaren Nieselregen daherkommt, der einem im Nu bis auf die Haut durchnässt.

Trotz der Aussicht auf unstetes Wetter stand Irland schon lange auf unserer Bucketlist. Schließlich lässt sich eine schöne Landschaft auch gut in Regenkleidung entdecken. Da Herr Wallygusto und ich so viel wie möglich entdecken, aber nicht zu viel Zeit im Auto verbringen wollten, entschieden wir uns für einen Roadtrip durch Südirland in drei Etappen. Der erste Zwischenstopp war Connemara und der Westen.

Weitere Etappen unseres Roadtrips durch Südirland:

Connemara kulinarisch
Killarney und der Südwesten
Killarney kulinarisch
Ring of Kerry
Kilkenny und der Südosten

Sehenswertes

Uns lockt aber nicht nur die Aussicht auf schöne Landschaft. Auch die knuffigen Connemara-Ponys haben es uns angetan. Und auch den ein oder anderen Leprechaun wollen wir entdecken. Der irische Kobold ist neben Harfe und Kleeblatt das bekannteste Wahrzeichen Irlands. Hier haben wir sogar eine Wette am Laufen: Wer den ersten Leprechaun entdeckt, bekommt vom Verlierer ein kleines Guinness spendiert. Und wer ein lebendes Exemplar entdeckt, darf sich gar auf ein ganzes Pint freuen. Aber natürlich können sich auch die anderen Sehenswürdigkeiten Irlands sehen lassen. Wie auch in Schottland warten jede Menge Burgen, Klöster und Kirchen darauf, besichtigt zu werden.

Cong

In dem idyllischen, wenn auch etwas verschlafen wirkendem Städtchen Cong wurde 1951 der Hollywood-Klassiker The Quiet Man (dt. Titel »Der Sieger« sowie auch »Die Katze mit den roten Haaren«) gedreht. Den beiden Hauptdarstellern John Wayne und Maureen O’Hare – und mit ihnen allen anderen Beteiligten des mit mehreren Oscars honorierten Films – wurde von der Stadt eine Bronzestatue gewidmet.

Direkt neben der Statue stehen die Ruinen von Cong Abbey. Von dem im 12. Jahrhundert entstandenes Augustinerkloster sind noch mehrere Kapitelle des Kreuzgangs und ein kunstvoll verziertes Portal erhalten.

Kylemore Abbey

Das Anwesen von Kylemore Abbey ist wunderschön und lädt zu einem ausgedehnten Spaziergang ein. Dieser führt uns nicht nur zu einem viktorianische Mauergarten, sondern auch zu einem Gehege mit zwei dicken Schweinen und einer riesigen Pferdekoppel. Bei der Besichtigung des Schlosss erfahren wir, welch schicksalhafte Geschichte damit verbunden ist. Alles begann 1867, als Mitchell und Margaret Henry den Grundstein zu ihrem Traumschloss legten. Als nach vierjähriger Bauzeit das Schloss fertiggestellt war, blieben dem verliebten Paar nur drei gemeinsame Jahre in dem prächtigen Märchenschloss. 1874 erkrankte Margaret Henry bei einer Reise durch Ägypten an der Ruhr. Nach nur 16 Tagen erlag die erst 45-jährige Frau ihrer Krankheit. Kurze Zeit später stürzte eine Tochter vom Pferd und brach sich das Genick. Mitchell Henry nahm beide Leichname mit nach Kylemore, wo er sie zur letzten Ruhe legte.

Famine Monument & Murrisk Abbey

Bevor Herr Wallygusto und ich uns nach unserer Wanderung auf den Croagh Patrick wieder ins Auto setzen, machen wir aber noch einen kurzen Abstecher. Denn gegenüber der Zufahrt des Wanderparkplatzes liegen das Famine Monument und die Murrisk Abbey. Das Mahnmal in Form metallenen Geisterschiffs mit verzerrten Skeletten erinnert an die Große Hungersnot im 19. Jahrhundert. Ein Stück weiter die Straße Richtung Meer hinunter liegen die Ruinen der Murrisk Abbey. Die Abtei wurde im 15. Jahrhundert von Augustinermönchen erbaut und verfügt über ein bemerkenswertes Ostfenster.

Clapper Bridge von Bunlahinch

In Bunlahinch stoßen wir auf eine für den Westen Irlands ungewöhnliche Clapper Bridge. Die Die Fußgängerbrücke über den Bunleemshough River, wird in die 1840er Jahre datiert, aber die Konstruktionsform stammt aus prähistorischer Zeit. Wahrscheinlich wurde sie von der irischen Mission gebaut. Um sie zu besichtigen nehmen wir einen kleinen Umweg über schmale, holprige Straßen in Kauf. Was sich aber definitiv lohnt, denn in Irland gibt es anscheinend nur noch zwei andere Steinplattenbrücken dieser Art.

Corcomroe Abbey

Die Zisterzienserabtei Corcomroe Abbey wurde etwa 1195 gegründet und gehört zu den bedeutenden Plätzen im Burren. Ihre Errichtung beim heutigen Ort Bellharbour im Norden des County Clare steht am Ende einer fünf Jahrzehnte langen Aktivität des Ordens im Irland des 12. Jahrhunderts und ist eine partiell einzigartige Architektur. Umso verwunderlicher, dass sich außer uns nur ein weiteres Auto mit Besuchern hierher verirrt hat.

Poulnabrone-Dolmen

Da Herr Wallygusto ein großer Fan von archäologischen „Steinhaufen“ ist, steuern wir natürlich auch den Poulnabrone-Dolmen an. Die imposante Grabstätte steht inmitten einer kargen Karstlandschaft und besteht aus einem dünnen, vier Meter langen und tafelförmigen Deckstein, der von zwei schlanken Portalsteinen sowie dem 1,80 Meter hohen Schlussstein getragen wird. Zusammen bilden sie eine Kammer in einem flachen Steinhaufen. Errichtet wurde die Grabstätte wohl zwischen 3800 und 3600 vor Christus. Da der Poulnabrone Dolmen weltberühmt ist, sind entsprechend viele Besucher Vorort. Es dauert also eine Weile, bis es uns gelingt, ihn ohne Menschen abzulichten.

Newtown Castle

In ganz Irland sind nur rund 30 der rund 3.000 Turmhäuser rund. Eines davon ist Newtown Castle. Darüber hinaus verfügt Newtown Castle über eine ungewöhnliche pyramidenförmige Basis, die es in ganz Irland einzigartig macht. Der Turm verfügt über 4 Stockwerke und ist für die Öffentlichkeit zugänglich. Natürlich nutzen Herr Wallygusto und ich die Gelegenheit, um das Innere des Turmhauses über die schmale Wendeltreppe zu erkunden. Durch die Fensterschlitze haben wir einen 1a Ausblick auf die Umgebung.

Fanore Beach

Der von stattlichen Dünen umgebene Fanore Beach bildet einen schönen Kontrast zum Grau des Burren-Gebiets. Der Strand lädt nicht nur zum Wandern, sondern auch zum Picknicken ein. Ganz gerührt beobachten wir ein großelterliches Ehepaar, wie es Hand in Hand mit einem Picknickkorb durch den weißen Sand schlendert. Wir verweilen trotzdem nur kurz, denn wir haben noch ein paar andere Sehenswürdigkeiten auf unserer To-Do-Liste.

Doonagore Castle

Auch beim Doonagore Castle handelt es sich um ein rundes Tower House. Wie ein Rapunzelturm ragt es von einem Hügel aus in den blauen Himmel. Da es heute ein privates Ferienhaus und nicht öffentlich zugänglich ist, und wir auch keinen Parkplatz in der Nähe finden, können Herr Wallygusto und ich leider nur im Vorbeifahren ein Foto schießen.

Cliffs of Moher

Eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten in Irland sind zweifelslos die Cliffs of Moher. Die bis zu 214 m hohe Felswand und die Schönheit der Aussicht, die man von dort oben hat, sind ohne Zweifel atemberaubend. Wir können uns kaum sattsehen, wie die Wellen an der Felswand zerschellen und sich tosend in Gischt auflösen. Viele Regisseure haben dieses Naturschauspiel schon als Kulisse für ihre Filme genutzt. So entstanden hier unter anderem Szenen für „Harry Potter und der Halbblutprinz“ und „Star Wars Episode 7“.

Aktivitäten

Wandern in Irland ist – wie auch in England und Schottland – anders als in den Alpen. Die Wege werden meist nicht extra angelegt und markiert, sondern haben sich irgendwann durch häufiges Benutzen gebildet. Dadurch führt oft nicht nur ein Weg, sondern mehrere Wege ans gleiche Ziel. Ein weiterer, sehr positiver Unterschied zu den Alpen ist, dass man sehr selten auf andere Menschen (aber viele Schafe) trifft und die Natur so weitestgehend alleine genießen kann. Mag allerdings sein, dass dies saisonabhängig ist oder Herr Wallygusto und ich einfach Glück hatten.

Irland ist geografisch gesehen eine mittelgroße, ländliche Insel, die nach und nach von Schafen überrannt wird.

Dave Berry

Wanderung Errisbeg

Die Anfahrt zum Ausgangsort unserer ersten Wanderung, den Errisbeg (lorras Beag) führt durch das Hinterland von Roundstone, dass über eine Moorlandschaft von beeindruckender Ausdehnung verfügt. Diese Sümpfe machten Connemara für lange Zeit zu einem der isoliertesten Landesteile Irlands. Trotzdem gelange es den ansässigen Familienclans, einen regen Handel mit Flandern, Frankreich und der Iberischen Halbinsel anzufangen, wodurch Connemara in Spätmittelalter zu Wohlstand kam. Da der Errisbeg der einzige Berg in der flachen Umgebung von Roundstone ist, hat man von seinem Gipfel eine hervorragende Aussicht. Und einsam ist es hier ebenfalls, unsere einzige Gesellschaft sind Schafe, die uns neugierig von ihren Grashügeln aus beobachten. Zum Abschluss gibt es an den Buchten von Gorteen Bay und Dog’s Bay dank weißem Sand und hellblauem Wasser noch ein wenig Südsee-Feeling.

Wanderung Mount Gable

Der Mount Gable, so wie ihn die Einheimischen nennen, oder der Benlevy (Binn Shléibe), wie er in den topografischen Karten verzeichnet ist, ist ein und derselbe Berg. Der Weg auf das karge Gipfelplateau ist so matschig, dass unsere Wanderhosen schon nach kurzer Zeit total dreckig sind. Stellenweise führt der Pfad sogar mitten durchs Moor, was das Vorwärtskommen mitunter schwierig macht. Immerhin lohnt sich die Mühe, denn die Aussicht auf das Umland mit den vielen wunderschönen Seen ist einfach fantastisch. Die Wanderung wäre perfekt, würden am Wegesrand tatsächlich Esel auf Streicheleinheiten und Futter warten. Aber da hat uns der Wanderführer wohl zu viel versprochen.

Wanderung Killary Harbour

Bei Fjorden denke ich immer an Norwegen im Allgemeinen und den Geirangerfjord im Speziellen. Dass es auch in Irland einen Fjord gibt, war Herrn Wallygusto und mir bis dato nicht bekannt. Aber da sieht man mal wieder, dass Urlaub machen durchaus zur Allgemeinbildung beitragen kann. Entstanden ist der Killary Harbour während der letzten Eiszeit, als der Spiegel des Ozeans vor Irland rund 100 m tiefer lag als heute. Damals waren gewaltige Wassermassen in Form von Eis gebunden. Als das Eis schmolz und der Meeresspiegel anstieg, füllten sich einige der von Gletschern gebildeten Täler mit Salzwasser, sodass dieser tief ins Gebirge ragende Meeresarm entstand.

An seiner grünen Küste schlängelt sich ein breiter, gut sichtbarer Weg entlang, der immer wieder mit atemberaubenden Blicken auf die gegenüberliegende Hügellandschaft aufwartet. Und natürlich lungern auch hier unzähligen Schafen in der Hügellandschaft herum.

Wanderung Croagh Patrick

Irlands heiliger Berg verdankt seinen Namen dem heiligen Patrick, der 40 Tage und Nächte auf dem Berg gefastet und ganz nebenbei von hier oben aus, alle Schlangen für immer von der Insel verbannt haben soll. Obwohl keine 800 Meter hoch, ist die Wanderung auf den Gipfel des Croagh Patrick kein Zuckerschlecken; dabei sein ist alles. Der Weg hinauf zur Kapelle ist steil und steinig, die letzten 250 Höhenmeter ganz besonders. Dazu kommen zahlreiche andere Wanderer und Pilger, manche mit erstaunlich leichtem Schuhwerk. Der Rundumblick, den man von ganz oben hat, entschädigt uns aber für die Strapazen des holprigen Aufstiegs.

Wanderung Diamond Hill

Obwohl Irland in weiten Teilen ein unversehrt und naturnah wirkendes Land geblieben ist, in dem Moorflächen, ein same Berge und wilde Küsten dominieren, hat die Entwicklung der Landwirtschaft nicht Halt gemacht. Ganz besonders die ausgedehnten Hochmoore sind durch den nach wie vor praktizieren Torfabbau, durch Trockenlegung oder Überbauung vom Schwinden begriffen. Kein Wunder also, dass inzwischen auch in Irland Nationalparks entstanden sind, um diese wunderschönen Landschaften samt ihrer einzigartigen Natur zu schützen. Einer von insgesamt 6 Nationalparks des Landes ist der Connemara Nationalpark mit einer Fläche von ca. 25 km².

Unsere Wanderung führt uns zum Herzen des Connemara Nationalpark, den Diamond Hill. Seine 400 Höhenmeter sind über einen durchgängig markierten Wanderweg gut erschlossen und dementsprechend viele Wanderer sind unterwegs. So stehen wir kurz vor dem Gipfel im Stau, da wir eine Schulklasse vor uns haben. Und als wäre das nicht schlimm genug, kommen wir dank tiefhängenden Wolken nicht in den Genuss der zahlreich vorhandenen Panorama-Ausblicke.

Wanderung Clifden Castle

Die Ruine des ehemaligen Herrenhauses thront umgeben von grünen Hügeln über der Clifden Bay. Es wurde 1818 für John D’Arcy, den örtlichen Landbesitzer, im neugotischen Stil erbaut. Sein Zerfall begann gegen Ende des 19. Jahrhunderts mit dem Auszug der letzten Bewohner. Über den Parkplatz an der Upper Sky Road gelangt man auf einem wiesengesäumten Weg in gut 10 Minuten zur Ruine. Wir lassen unser Auto bei der Ferienwohnung stehen und gehen zu Fuß zum Clifden Castle. Die zusätzlichen Schritte lohnen sich, denn wir kommen durch wunderschöne Landschaft und treffen unterwegs nicht nur auf Pferde, Kühe und Schafe, sondern auch auf ein neugieriges Rotkehlchen.

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