Unabhängig von guten Vorsätzen und dem Dry January haben Herr Wallygusto und ich ab Mitte Januar Fastenzeit. Für 6 Wochen verzichten wir auf Alkohol und raffinierten Zucker, was die Waage auch immer wohlwollend honoriert. Dieses Jahr fiel mir der Verzicht schwerer als sonst, die Lust auf dick gefüllte Krapfen hat mich sogar bis in meine Träume verfolgt. Aber die Zeit der Entbehrung ist nun vorbei und ich freue mich jetzt umso mehr auf den ersten Drink mit unserem selbst hergestellten Compound Gin.
Gin aus der Badewanne
Ja, Ihr habt richtig gelesen: Nach dem Brotbacken ist die Herstellung von Gin unser neuestes kulinarisches Steckenpferd. Ich wäre von selbst ja nie auf die Idee gekommen, aber dann lag Weihnachten ein liebevoll zusammengestelltes Starter Kit auf meinem Gabentisch.
Beim Compound Gin handelt es sich, ebenso wie beim Destilled Gin, um ein Herstellungsverfahren und nicht um einen bestimmten Gin-Stil. Das von uns praktizierte Mazerationsverfahren gehört zu den ältesten Ideen der Ginherstellung und wird auch als „Bathtub Gin“ bezeichnet. Der Name kommt daher, dass damals billigster Gin in schmutzigen Hinterzimmern wortwörtlich in der Badewanne hergestellt wurde. Keine Sorge, Ihr müsst Eure Badewanne jetzt nicht mit Gin fluten, ein paar leere Milchflaschen reichen aus.
Gut Gin will Weile haben
Aber während Destilled Gin aufwendig mit verschiedenen Botanicals destilliert wird, ist die Herstellung von Compound Gin um einiges einfacher. Zwar werden auch hier Gewürze (die sogenannten „Botanicals“) in neutralen Alkohol eingelegt (mazeriert) um die eingeschlossenen Aromen herauszulösen. Der angesetzte Gin wird danach aber noch mehrfach destilliert. Deshalb ist dieser Gin klar, während für Compound Gin eine goldene Farbe typisch ist.
Dabei kommt es weniger auf den Aufwand, als auf die Geduld an: Die Wacholderbeeren lassen sich nämlich bitten und geben nur langsam das typische Ginaroma ab. Andere Gewürze kommen daher auch erst später dazu, da ansonsten das gewünschte Wacholderaroma nicht deutlich genug hervorkommen würde. Ein kleiner Trost: Nach der Mazeration ist der Compound Gin schon fertig und wird nicht, wie Destilled Gin, ein weiteres Mal bearbeitet oder destilliert. Die Herstellungsmethode ist also ganz leicht und kann auch von Laien durchgeführt werden.
Zutaten
Zutaten:
- 1 Flasche Vodka (70 cl)
- 14g Wacholderbeeren, ganz oder leicht zerstoßen
Batch 1a) 350ml (1/2 Flasche):
- 3 g Koriandersaat
- 1 braune Kardamomkapsel
- 1/8 Zimtstange
- 5 cm Orangenschale, ohne die weiße Haut und getrocknet
- 5 cm Zitronenschale, ohne die weiße Haut und getrocknet
Batch 1b) 350ml (1/2 Flasche):
- 3 Kardamomkapseln, angedrückt braun
- 1 Prise Lavendel
- 1/2 TL Koriandersaat
- etwas Orangenschale
Zusätzlich benötigst Du noch:
- 1 Flasche á 0.75 – 1 l (z.B. Milchflasche) zum Ansetzen
- Trichter mit Grobsieb
- Kaffee-/Teefilter
- 2 Flaschen á 0.5 l (für den fertigen Gin)
- Stamperl zum Probieren
- etwas Geduld
Anleitung
Schritt 1: Vodka mit Wacholderbeeren versetzen
- Vodka und ganze oder leicht zerstoßene Wacholderbeeren in eine leere Glasflasche füllen (oder die Gewürze einfach in die Vodkaflasche geben, als Grundrezept für 2 Gins), Deckel drauf.
Schritt 2: 24 – 36 Stunden warten
- Die Flasche lichtgeschützt lagern. Jetzt ist Geduld gefragt, denn die Mazeration der angesetzten Wacholderbeeren dauert etwa 24 – 36 Stunden.
- Zwischendurch die Flasche gerne einmal drehen oder leicht schütteln, so dass sich Alkohol und Beeren neu verteilen können. Danach geht es mit der Herstellung weiter.
Schritt 3: Weitere Gewürze und Botanicals hinzugeben
- Der angesetzte Gin hat nun eine schöne goldene Farbe. Aber er sollte noch ein paar zusätzliche Geschmacksnoten bekommen. Nach 24 Stunden kommen deshalb die weiteren Gewürze zum Vodka und den Wacholderbeeren.
- Dafür Alkohol und Wacholderbeeren gleichmäßig auf 2 Flaschen á 0.5 l aufteilen und mit den jeweiligen Gewürzen gemäß Batch 1a und 1b versetzen. Anschließend nicht vergessen, die beiden Flaschen entsprechend zu beschriften.
Schritt 4: 12 Stunden warten
- Damit die neu hinzugefügten Botanicals ihr Aroma gut entfalten können, sollte man ihnen 12 Stunden Zeit geben. Es ist also nochmal Geduld angesagt!
Schritt 5: Gin probieren
- Nun ist der Gin fast fertig und wer nicht mehr länger warten möchte, darf schon mal den ersten Schluck probieren.
- Wenn das Ergebnis schon gut ist, dann weiter zu Schritt 6 „Gin filtern“. Falls die Aromen noch nicht kräftig genug durchkommen, dann entweder noch ein paar Gewürze hinzugeben und/oder noch 2-4 weitere Stunden ziehen lassen.
Schritt 6: Gin filtern
- Euer Compound Gin ist bereits eine Wucht? Dann müssen die Gewürze jetzt wieder raus. Ansonsten arbeitet der Alkohol weiter und der Gin verändert seine Aromen.
- Beim Filtern sollte man sich Zeit lassen. Es geht nicht nur darum die groben Stücke raus zu bekommen, sondern auch die Gewürzpartikel zu erwischen. Daher in den Trichter mit Sieb noch 2 Kaffee-oder Teefilter einlegen, den Trichter in die Zielflasche stecken und nach und nach den infiltrierten Gin durchgießen. Das Durchlaufen braucht so natürlich etwas mehr Zeit, führt aber zum gewünschten Ergebnis.
Schritt 7: Gin ruhen lassen (ca. 1 Woche)
- Natürlich könnt Ihr jetzt noch einmal probieren und testen, wie der fertig angesetzte Gin im Gin & Tonic schmeckt. Aber Euer eigener Gin braucht eigentlich noch ca. 1 Woche Zeit, damit sich die Aromen setzen können. Danach habt Ihr ein rundes Ergebnis.
Schritt 8: Der Compound Gin ist fertig
- Gratulation – Ihr habt Euren eigenen Gin gemacht! Jetzt braucht Ihr nur noch etwas Tonic Water, um den ersten Gin & Tonic daraus zu mixen. Cheers!
Anmerkungen
Verwendet am besten einen Vodka, der möglichst neutral im Geschmack ist.
Mein Tipp
Sollte Euch der gute alte Gin & Tonic zu langweilig sein, probiert doch einfach mal Gurken-Minz-Koriander-Cooler oder Negroni aus!